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Beitrag vom 04.10.2005
Norwegisches Filmfestival vom 6. - 31.10.2005
Tatjana Zilg
Anlässlich der Einhundertjahrfeier zum Staatsjubiläum zeigt das Arsenal eine Retrospektive mit 21 Titeln. Mit Werken von Regisseurinnen Edith Carlmar, Liv Ullmann. Lena Endre zur Eröffnung anwesend
Die norwegische Filmgeschichte reicht bis in die Zeit des frühsten Kinos zurück. Erste eigene Filme entstanden 1907. In der umfassenden Retrospektive sind deshalb drei Stummfilme aus den 20er Jahren zu sehen wie "Schneeschuhbanditen" (1929), am Samstag, dem 15.10. um 19.00 Uhr.
Norwegen zeichnet sich als Filmland auch dadurch aus, dass dort besonders viele Regisseurinnen aktiv sind. Von ihnen werden folgende Filme gezeigt:
Trölosa - Die Treulosen, Norwegen/Schweden 2000, Regie: Liv Ullmann, Drehbuch: Ingmar Bergmann, OmE 155 Minuten
Die Zusammenarbeit zwischen Ingmar Bergmann und seiner langjährigen Film- und Lebenspartnerin Liv Ullmann zeigt großartiges Erzählkino. Die schwermütige Handlung wird durch ein dichtes Drehbuch, reife Schauspielkunst und präzise Regieführung zu einem tief in seinen Bann ziehenden Epos über eine zerbrochene Ehe. Marianne (Lena Andre) führt ein scheinbar schönes Leben. Sie ist mit dem erfolgreichen Dirigenten Markus verheiratet und geht in ihren Beruf als Schauspielerin auf. Ihr besonderes Stolz ist die gemeinsame neunjährige Tochter Isabel. Doch von einem Tag auf den anderen setzt sie alles aufs Spiel, als sie eine Affäre mit einem langjährigen Freund der Familie eingeht. Zunächst wird das Dreiecksverhältnis von allen Beteiligten in dekadenter Offenheit toleriert bis die Emotionen hervorbrechen... Die Besonderheit der Inszenierung liegt in der Perspektive des Erzählers, der als Drehbuchautor Marianne lange nach den tragischen Ereignissen in sein Haus am Meer eingeladen hat, um ihre Geschichte zu einem Manuskript zu verarbeiten.
Donnerstag, 6.10.2005, 19.00 Uhr
Eröffnung des Festivals in Anwesenheit der Schauspielerin Lena Andre
sowie Dienstag, 18.10.2005, 19.15 Uhr
Doden er et kjaertegn - Der Tod hat dich lieb, Norwegen 1949, Regie: Edith Carlmar, OmU 95 Minuten
Der Film Noir beobachtet die schwierige Beziehung zwischen Erik und Sonja. Sie ist eine reiche, verheiratete Frau, er ein Automechaniker. Sie lässt sich scheiden, um mit ihm zusammenzuleben. Aber es kommt zu immer gewalttätigeren Auseinandersetzungen.
Dienstag, 11.10.2005, 19.30 Uhr
Liten Ida - Die kleine Ida, Norwegen/Schweden 1981, Regie: Leila Mikkelsen, OmE 80 Minuten
Die Mutter der siebenjährigen Ida arbeitet während des 2. Weltkrieges für die Deutschen und unterhält eine Beziehung zu einem SS-Offizier. Ida stößt auf das Problem, eine Mutter zu haben, die sich mit dem Feind einlässt, ohne zu begreifen, was eigentlich vor sich geht. Sie bekommt die Verachtung der Umwelt bitter zu spüren.
Mittwoch, 19.10.2005, 21.00 Uhr
Hustruer - Ehefrauen, Norwegen 1974, Regie: Anja Breien, OmU 84 Minuten
Bei einem Klassentreffen beschließen drei Ehefrauen spontan, aus ihren Alltag, den sie als einengend und langweilig empfinden, auszubrechen. Bizarre Begegnungen und etliches männliches Machogehabe erschweren ihnen die Odyssee durch die Stadt. Die Flucht ermöglicht ihnen jedoch die eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser zu erkennen und durchzusetzen.
Donnerstag, 20.10.2005, 19.30 Uhr
Samstag, 22.10.2005, 21.30 Uhr
Løperjenten - Der Verrat, Norwegen 1981, Regie: Vibe Løkkeberg, OmE 111 Minuten
Zwei siebenjährige Mädchen erleben die Verwirrungen der ersten Nachkriegsjahre in einer norwegischen Hafenstadt. Der hektische Wiederaufbau beginnt, Kriegsprozesse sind an der Tagesordnung und die wirtschaftliche und kulturelle Dominanz der USA zeigt ihre Auswirkungen. Die Mädchen erfahren in ihren Familien wenig Zuneigung und Liebe, dafür um so mehr die gleichgültige und gedankenlose Einstellung der Erwachsenen untereinander.
Donnerstag, 20.10.2005, 19.00 Uhr
En Dame med Hatt - Eine Dame mit Hut, Norwegen 1999, Regie: Elsa Kvamme, OmE 52 Minuten
Der Film ist ein beeindruckendes Porträt der jüdischen Hutmacherin May Aubert, die in Kristiania, dem heutigen Oslo, als Tochter eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter aufwuchs. Vor dem Zweiten Weltkrieg war sie in Berlin eine gefragte Putzmacherin, die Hüte für Ufa-Stars wie Marlene Dietrich und Elisabeth Berger fertigte. Später wurde sie zum Flüchtling, zur Kriegsheldin und zur Geldschmugglerin. Es gelang ihr auch, die Bank des Casinos von Yokohama zu sprengen.
Samstag, 22.10.2005, 19 Uhr
In Anwesenheit von Elsa Kvamme
Ein Wiedersehen oder Gelegenheit zum Endlich-Einmal-Sehen gibt es mit zwei weiteren Highlights des norwegischen Filmes, die zu internationalen Lieblingen des anspruchsvollen Kinopublikums wurden.
Elling, Norwegen 2001, Regie: Peter Naess, OmU 90 Minuten
Im Mittelpunkt der oskarnominierten, soziokritischen Komödie steht ein 40jähriger Mann, der die längste Zeit seines Lebens einer überaus dominanten Mutter ausgesetzt war. Nach ihrem Tod kam er in die Psychiatrie. Nun soll er gemeinsam mit einem Zimmergenossen entlassen werden und muss sich den Alltagsanforderungen stellen. Später wurde das Drehbuch von "Elling" als Theaterstück umgesetzt und europaweit aufgeführt.
Donnerstag, 27.10.2005, 19.30 Uhr
Kitchen Stories, Norwegen/Schweden 2003, Regie: Bent Hamer, OmU 95 Minuten
Ein schwedisches Forschungsinstitut schickt in den 50er Jahren Beobachter in ein norwegisches Dorf, um das Küchenverhalten von Junggesellen zu studieren. Zwischen einem der Forscher und seinem "Objekt" entwickelt sich nach anfänglicher Abneigung eine Freundschaft. Bent Hamer inszeniert die skurrilen Figuren und die zeitgenössischen Fortschrittsabsurditäten auf liebevoll-ironische Art. Der Film wurde im In- und Ausland mit vielen Preisen ausgezeichnet
Samstag, 29.10.2005, 21.00 Uhr
kino arsenal 1 & 2
Potsdamer Straße 2
10785 Berlin
Fon: 269 55 100
www.fdk-berlin.de